Maststellung und Trim der N22

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Skippy

Maststellung und Trim der N22

Beitrag von Skippy » Di 12. Sep 2006, 20:42

Hallo liebe Segelfreunde der N22- Zunft,

im alten Forum ist viel über die Mastbiegung, seine achterliche Schräglage und die Spannung der Stagen sowie Wanten philosophiert worden.

Während der letzten Wintersaison habe ich dann aus allen Berichten den für mich logischsten Weg begangen, den ich Euch gerne nach 4 Wochen testen, mit meinen praktischen Erfahrung mitteilen möchte.

An meinem Boot ist nicht der verstellbare Mastfuß aber der goldfarbene Mast.
Laut Hersteller dieses Mastes ist er nicht für eine Biegung geeignet, da das Mastprofil von unten nach oben gleich ist.
Mastbiegungen gibt es nur in ausreichender Form bei sich nach oben verjüngenden Masten.

Eine Schräglage nach achtern soll höchstens eine Mastdicke beantragen.
Die Spannung der Stagen und Wanten darf 3mm auf 2 Meter nicht überschreiten, dass bedeutet eine Bruchlast von 15%. Die achterlichen Backwanten können etwas Lose haben, aber geringfügig um Böen etwas abzufedern

Meine Eistellung ist wie fogt: Eine halbe Mastdicke nach achtern getrimmt, Stagen und alle Wanten mit 15% der Bruchlast gespannt.

Der Erfolg dieser Aktion bei dem vollen Groß und der 7 m² Fock in fast allen Amwindkursen nur noch bei Böen eine Luvgierigkeit, ansonsten läuft das Boot mit losgelassenem Ruder geradeaus, auch kein Problem bei Welle.
Im August wurde ich mit allen miesen Wetterverhältnissen konfrontiert.
Die Umlenkung der Fallen für das Groß, den Spi und die Dirk in die Plicht, sowie der Achterstagspanner im Hahnepot haben sich ausgezeichnet bewährt.
Ich freue mich, wenn Ihr mir Eure Erfahrungen mit Umbauten hier mitteilen würdet. Man lernt ja nie aus.
Hartmut

Beitrag von Hartmut » Do 21. Sep 2006, 22:12

Hallo Achim,
ich habe deine Einstellungen mal ausprobiert und bin sehr zu frieden und zu dem gleichen Ergebniß gekommen. Da ich eine Mastlegevorrichtung habe, habe ich auch die Oberwanten etwas lose gemacht. Prima Ergebniß.Nun hat der Mast gleich eine Anfangsneigung.
Ich glaube nun einen guten Trimm zu haben. Das Schiff läuft jetzt besser,
auch mit der Höhe stimmt es. Da ich den Motor im Schacht fahre, ist das Boot aber immer noch nicht ein Renner.
Dafür ist meine Mitfahrerin aber begeistert.

Hartmut
Skippy

Beitrag von Skippy » Mo 25. Sep 2006, 14:49

Moin Hartmut,

zu lose Oberwanten können bei Böen heftige Schläge verursachen. Das trifft auch für lose Unterwanten zu.
Es gibt bei www.svb.de große Pelikanhaken, die mit der Vorspannung mühelos beim Lösen und Spannen zurecht kommen. Allerdings braucht man die Oberwanten zum Mastlegen nicht lösen, da sie etwas hinter dem Mast angeschlagen sind.
eifelskipper

Beitrag von eifelskipper » Fr 13. Okt 2006, 19:25

ich bin grundsätzlich nach prüfung zu den
selben resultaten gekommen nachdem
ich mehrere möglichkeiten probiert habe.
allerdings bin ich bisher der meinung
gewesen und so habe ich es mal vor
langer zeit gelernt, dass das schiff
doch immer ein wenig luvgierig getrimmt
werden sollte; schon aus sicherheitsgründen
heraus falls mal alle über bord gehen sollten
und die schoten noch gklemmt sind. dann
würde sich das schiff nach etwas fahrt von
allein in den wind drehen.
so kannst du nur noch hinterherwinken.
oder?
Günter

Re: Maststellung und Trim der N22

Beitrag von Günter » Fr 13. Okt 2006, 20:38

Hallo,
Skippy hat geschrieben: Meine Eistellung ist wie fogt: Eine halbe Mastdicke nach achtern getrimmt,
mich würde mal interessieren, wie Ihr das messen, bzw. sehen könnt?

Gruß

Günter
Skippy

Beitrag von Skippy » Sa 14. Okt 2006, 00:51

Moin Günter,

mit dem Großfall, hänge ein Gewicht dran und lasse es über das Deck baumeln. Der Abstand, den Du dann zwischen Großfall und Mastfuß hast, ist Deine Mastneigung.
Skippy

Beitrag von Skippy » Sa 14. Okt 2006, 19:47

@ Eifelskipper: falls mal alle über bord gehen sollten
und die schoten noch gklemmt sind. dann
würde sich das schiff nach etwas fahrt von
allein in den wind drehen.


Schwimmweste und Anleinen ist erste Pflicht,
dann fällst Du auch nicht vom Pott herunter
:lol: :lol: :lol:
Virus

Beitrag von Virus » Sa 14. Okt 2006, 19:55

Skippy hat geschrieben:Moin Günter,

mit dem Großfall, hänge ein Gewicht dran und lasse es über das Deck baumeln. Der Abstand, den Du dann zwischen Großfall und Mastfuß hast, ist Deine Mastneigung.
Dazu müsste das Boot aber exakt mit der Wasserwaage ausgerichtet werden...dann nicht mehr bewegen... :wink:

Willy
Skippy

Beitrag von Skippy » Sa 14. Okt 2006, 20:11

nee, nee, nee, neenee Willy

im Hafen, bei ruhigem Wasser, im Schneidersitz um den Baum die Beene und nich so ville wackeln.
Günter

Beitrag von Günter » Sa 14. Okt 2006, 21:59

Hallo,
dann müßte ich ja je nach Besatzungsgröße jedesmal den Mast neu trimmen!
Vieleicht stelle ich mir eine Eichtrimmtabelle auf: Je Umdrehung am Wantenspanner soundsoviel kgxFaktor soundsoviel für die Entfernung vom Mast :wink:

trimmende Grüße

Günter
Skippy

Beitrag von Skippy » Mo 23. Okt 2006, 10:20

Hallo Günter,

wo Du recht hast, hast Du recht.
Aber du kannst den Mast stellen wie Du willst, Dein Problem besteht dann immer.

Hier geht es ausschließlich um die Grundeinstellung :!: :!: :!:
Hartmut

Beitrag von Hartmut » Mi 25. Okt 2006, 23:00

Hallo miteinander,
nach der Saison nun noch immer die gleiche Frage. Warum schießt die Neptun immer in den Wind ab Stärke 3 und darunter nach Lee.
Die Wende macht sich hier problematisch, da ich unter 100 Grad nicht
um die Ecke komm. Hier wurde schon viel geschrieben aber doch noch nicht zur Zufriedenheit.

Hartmut
Gerald

Wendewinkel

Beitrag von Gerald » Do 26. Okt 2006, 16:56

Moin Hartmut,

Wendewinkel mindestens 100° - das müsste eigentlich besser gehen. Ist jetzt im Winterlager schwierig, aber prüf' doch mal genau die Holepunkte der Vorschot nach. Falls die nicht stimmen, bekommt das Vorsegel beim Dichtholen im unteren Bereich einen anderen Anstellwinkel als oben.

Ist der Holepunkt zu weit hinten, dann wird das Unterliek stärker dichtgeholt als das Achterliek mit dem Ergebnis, dass das Segel nach dem Dichtholen unten flachgetrimmt wird (evtl. sogar zu flach, so dass es nicht mehr richtig zieht), aber oben immer noch etwas mehr ausweht. Dann fällt Dein Vorsegel beim Anluven oben früher ein als unten. Außerdem bleibt dann das Achterliek zu "offen", so dass das Segel weniger Kraft aufbaut als es eigentlich könnte, Das kann bei sehr starkem Wind und glattem Wasser bis zu einem gewissen Grade erwünscht sein, denn dann ist gerade oben, wo der Segeldruck die meiste Krängung bewirken kann, am wenigsten Kraft und Du kannst ein wenig aufrechter segeln.

Ist der Holepunkt zu weit vorn, dann ist es genau umgekehrt: Wenn das Segel dichtgeholt wird, kommt auf das Achtrerliek mehr Spannung als auf das Unterliek. Dann wird das Vorsegel oben flach und bleibt unten offen. Außerdem verlagert der überproportionale Zug im Achterliek den Segelbauch nach hinten, was Dir übermäßig starke Abwinde des Vorsegels in das Groß drückt (das dann beim Dichtholen des Vorsegels einen "Gegenbauch" bekommt, obwohl es bei offenem Vorsegel gut stand). Außerdem verschlechtert der weiter hinten liegende Bauch des Vorsegels den Vortrieb und erhöht gleichzeitig das Krängungsmoment. Beim Einfallen von Böen spürst Du dann, dass Dein Schiff zwar stärker krängt, aber nicht oder im Verhältnis zu wenig Fahrt aufnimmt - es fühlt sich an wie "tot". Außerdem hast Du dann insgesamt (also Krängungskraft plus Vortrieb) im Verhältnis zu den konstruktiv vorgesehenen Parametern mehr Druck im Vorsegel als im Großsegel - dies macht Dein Schiff leegierig vor allem bei wenig Wind, wenn der Bug wegen der geringen Fahrt seitlich nur schwach durch die Wasserströmung gestützt wird und sich leichter nach Lee drücken lässt. Bei zu weit vorn liegendem Holepunkt fällt beim Anluven das Vorsegel unten früher ein als oben.

Beiden Holepunktfehlern ist gemeinsam, dass das Segel (halt entweder oben oder unten) im Verhältnis zum Windeinfallswnkel zu früh einfällt - d.h. Du kannst nicht die Höhe laufen, die das Schiff bei korrektem Trimm erreichen würde.

Wie hoch 'ne 22er maximal an den Wind gehen kann, habe ich noch nicht ausprobiert. Mit unserer 20er schaffe ich im Extremfall einen Wendewinkel von knapp unter 85°. Das ist aber natürlich als reller Kurs zum Aufkreuzen nicht sinnvoll, da das Unterwasserschiff unserer Kielschwerter so viel Höhekneifen nicht hergibt. Man verliert dann stark an Fahrt und macht enorm viel Abdrift. Deshalb mach' ich so was eigentlich nur kurzzeitig, z.B. wenn ich beim Aufkreuzen einem Überholer unbedingt meine Leeseite "anbieten" will damit er mich beim Überholen nicht auch noch abdeckt, oder wenn ich eine nahe liegende Huk, Tonne o.ä. dadurch gerade noch auf dem selben Schlag anliegen kann und sonst auf kurzer Distanz noch zwei Schläge machen müsste.

Ansonsten gilt bei unseren Kielschwertern eher "gemütlich laufen lassen", aber bessere Höhe als 50° am Wahren Wind (= 100° Wendewinkel) sollte da bei glattem Wasser schon drin sein.

Frohes Holepunktschieben


Gerald
Hartmut

Beitrag von Hartmut » Do 26. Okt 2006, 20:58

Hallo Gerald,
toll Deine Mitteilung über das Trimmen. Leider etwas spät zum Ausprobieren. Zur nächsten Saison wird es sofort verwendt. Vielleicht hilft es. Die Beschreibung war aber einleuchtend.
Hartmut
Meister Bade

Beitrag von Meister Bade » Fr 27. Okt 2006, 10:36

Halli hallo zusammen,
Das mit den Holepunkten ist ja alles schön und gut. Kriegt man aber in jedem guten Segelkurs schon beigebracht (leite wohl gerade einen :D )
Sollte jedenfalls mal verinnerlicht sein...
Dennnoch konkret auf Hartmuts Frage natürlich eine Erklärung für das ungewollte Anluven -bzw Abfallen. Das ab 3 Bft die Leegierigkeit beginnt, kann, wenn wir schonmal damit anfangen, auch mit der Stellung des Groß zusammen hängen. Das scheint bei Krängung weniger effektiv zu sein(lässt man mal die Stellung der Holepunkte am Wind unbeachtet)
Schwamm drüber: Ich tippe auf Holepunkte zu weit hinten und :shock: ganz wichtig: Fahrt im Schiff lassen. Ohne Fahrt keine Wenden. und wenn das mal trotzdem gelingen sollte, findet man sich leider schnell auf einem Raumschotskurs wieder....
Also Windkante, Welle ordentlich ausreiten, denn klappt das schon

Ach ja, wer an der Kreuz, bei zu achterlichen Holepunkten die Fock nur anbolzt, bis es nicht mehr geht, bekommt natürlich auch keine Fahrt ins Schiff. Und seeeehr Leegierig wird der Kahn dadurch auch. Gerade nach der Wende kann die Fock ruhig mal 2-5 Zentimeter nachgeben.
Gruß vom Meister Bade
SY TERTIA

Maststellung und Trimm

Beitrag von SY TERTIA » Mo 30. Okt 2006, 11:15

Hallo,

ich bin bei meiner N22 immer mit 1 Maststärke Mastfall und 1/2 Maststärke Mastbiegung (bei voll durch gesetzten Achterstag) gefahren.
Ich konnte so, sehr hoch an den Wind. Was ich aber nicht genutzt habe, da die Geschwindigkeit stark zurück geht und der Kielschwerter extrem abtriftet.
Eine gewisse Mastbiegung gibt jeder Mast ohne Schaden zu nehmen her. Die Mastbiegung ist abhängig vom Segelschnitt. Eine geringe Mastbiegung nach vorn ist wichtig, dass bei viel Wind oder stark durch gesetzten Achterstag der Mast gleich weiß wo er sich hin zu biegen hat. Auf gar keinen Fall nach achtern. Ebenfalls ist bei viel Wind eine geringe Mastbiegung von Vorteil, weil das Segelprofil etwas flacher wird. Aber noch viel wichtiger ist, dass Achterliek öffnet sich.

Bei dem Problem vom Hartmut bin ich auch der Meinung die Holepunkte korrekt einstellen und auf Amwindkursen das Großsegel nur soweit dicht holen, dass der Gegenbauch am Vorliek gerade verschwindet. Twist gegebenfalls über Baumniederholer oder Traveller einstellen.

So habe ich das immer gehandhabt, schwieriger wird es wenn Seegang dazu kommt.

Gruß Andreas
Skippy

Beitrag von Skippy » Do 2. Nov 2006, 20:30

Hallo an Alle,

die zu meinem Senf interessantes beigetragen haben.

Damit kann man sagen, dass die Mastneigung, max. eine Mastdicke achterlich, nicht überschritten werden sollte oder wenig Sinn macht.
Die vorderen Unterwanten gut dicht geholt und die hinteren Unterwanten etwas weniger, um dem Mast einen Bauch nach vorne zu ermöglichen, damit das Gross etwas flacher wird.
Ein Achterstagspanner optimiert das Ganze bei Amwindkursen.
Und noch was, die Mastgrundstellung ist hier gemeint und wenn dann 10 Mann in der Plicht sitzen, ist es logisch sehr viel schräger. :lol:

Außerdem ist der 100° Wendewinkel bei der N22 Favorit, alles was weniger ist, ist zwar möglich, aber die Abdrift und die langsamer Wende verlieren so viel Höhe, dass man damit nichts gewinnt.
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