Radsteuerung N27

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Norbert

Radsteuerung N27

Beitrag von Norbert » Sa 27. Jan 2007, 11:49

N27 hat mich gebeten 'was zur Radsteuerung unserer N27A zu erzählen, also.
Die N27A wurde werftseitig mit einer Radsteuerung von VETUS ausgeliefert.
Diese Anlage hatte 3 schwere Nachteile:
  • Steuerrad zu klein
  • Pumpenhub zu gering, 3,5 Radumdrehungen hart auf hart
  • unterdimensioniert, dem Ruderdruck nicht gewachsen (das Ruderblatt verstellte sich von selbst). Die Steuerung war teigig und unpräzise.
2003 beschloß ich diesen Zustand zu ändern und kaufte:
  • Steuerrad von Jefa, Edelstahl, 60 cm für 299,90 EURO.
  • Pumpe Vetus MTP 30 für 298,90 EURO mit 8mm Anschlüssen, die alten Schläuche wurden für gut befunden und konnten bleiben.
  • Zylinder Vetus MTC 30 für 180,00 EURO
Das neue System ist deutlich besser als das Alte, die Vorteile:
  • Steuerrad ist ausreichend groß, man kann bequem vom Süll steuern
  • Pumpenhub reicht aus, 2,3 Umdrehungen hart auf hart
  • Ruderblatt ist fest, Steuerung präzise. Die Anlage ist wieder autopilotfähig.
Der Umbau war in einem halben Tag erledigt. Die Pumpenaufnahme in der Steuersäule mußte vergrößert werden, alles Andere konnte man austauschen.

Zum Entlüften muß der Zylinder ausgebaut sein.
  1. Nachschub von Hydraulikflüssigkeit sicherstellen (wir nehmen rotes Automatiköl)
  2. Zylinderstange mittig arretieren
  3. Durchsichtigen Schlauch auf die Ventile setzen und in Glasbehälter führen. Das Öl kann man wieder verwenden
  4. Das jeweils der Raddrehrichtung zugehörige Ventil nach oben halten und öffnen
  5. Steuerrad langsam solange drehen, dabei Öl nachfüllen, bis keine Luftblasen mehr kommen
  6. Ventil schließen
  7. Zylinder umdrehen, mit dem anderen Ventil das gleiche Spiel.
Wie steuert es sich mit einer Radsteuerung?
Ich will kein Schiff mehr ohne.
  • Man kann das Rad loslassen, das Schiff bleibt auf Kurs
  • Vom Süll aus leicht zu steuern, 60cm Raddurchmesser sind gut
  • Das Schiff reagiert sehr exakt auf das Rad.
Nachteil ist, daß der Ruderdruck etwas weniger zu spüren ist, die Pinne ist direkter und schneller.

Mechanisch vs. Hydraulisch:
Vorteil der mechanischen Systeme ist, daß die Steuerung direkter ausgelegt werden kann, zB 1 Radumdrehung hart auf hart. Sie sind auch höher belastbar.
Sie haben folgende Nachteile
  • sie schlagen aus, Spiel stellt sich ein
  • sind schlecht nachzurüsten
  • werden schwergängig
Mechanische Steuerungen wurden zB auf der Delanta verbaut. Ich habe mir einige angesehen, sie laufen alle schlechter als meine.

Vorteile der hydraulischen Steuerungen sind die leichte Nachrüstbarkeit, die geringeren Kosten, das ruckel- und qnarzfreie Steuern, die einfache Wartung und die hohe Haltbarkeit.
Sie haben folgende Nachteile
  • sie können undicht werden
  • haben immer etwas Schlupf (ist sehr gering)
  • weniger als 2 Radumdrehungen hart auf hart sind schwer zu erreichen.
Die MTP 30 wurde zB auf der Compromiss 999 verbaut. Der Vercharterer bei uns hat so ein Schiff. Es ist ca. 10 Jahre alt, die Steuerung läuft nach wie vor sehr gut.

Nachrüstung einer N27:
Das von SVB angebotene Komplettsystem MTP25 für 269,90 halte ich für zu schwach.
Es sollte gekauft werden, nach eingehender Beratung durch Vetus bzw. SVB:
  • Zylinder MTC30 189,90
  • Pumpe HTP30 229,90
  • Nylon-Rohr (wir haben 8mm) 50,00
  • Helmstock passend zu Ruderachse 59,00
  • Steuersäule mit Bügel 460,00
  • Hydrauliköl 27,90 (wir verwenden das gute alte rote Öl für Automatikgetriebe)
  • Steurrad Jefa 60cm 369,90
  • Konus Reduzierung auf Vetus 9,90
  • Schrauben, Kleinteile, Befestigungsmaterial 50,00
Ganz schön teuer, 1.446,50, aber das funktioniert und macht Spaß. Die Anlage in Aktion kann man auf den Filmen unserer Netzseitesehen
Bild
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Norbert

Beitrag von Norbert » So 28. Jan 2007, 21:31

Problem bei der Neptun Originalanlage (Größenordnung MTP 25) war, daß die Pumpe dem Ruderdruck nicht standgehalten hat. Wir haben zuerst den Zylinder getauscht, war im Original auch MTC 30, ohne nennenswerten Effekt. Erst der Tausch der Pumpe brachte eine präzise Steuerung.
Folge einer "durchrutschenden" Steuerung ist, daß der Autopilot mit dem Verhalten des Bootes, permanentes Nachführen, nicht zurechtkommt. Er fährt dann Vollkreise oder macht sonst irgendein Zeug.
Nach dem Austausch des Steuerungssystems sind keine Fehler mehr aufgetreten. Wir benutzen ihn allerdings auch nicht so oft, 2-3 'mal pro Saison.
Es ist eine Autohelm Radsteuerung, die Nummer weiß ich nicht genau aber ich denke, mit ST 3000 hast Du Recht.
Zu Deinen Erlebnissen mit der BOOT kann ich nur sagen, daß die meisten Verkaufsgenies keine Ahnung von Technik haben. Bei den Telefonberatern von VETUS und SVB (nicht auf der Messe, da waren nur Verkäufer) habe ich allerdings nur kompetente Ansprechpartner gehabt.

Lob für Deine Super Netzseite
Norbert

Beitrag von Norbert » Mo 29. Jan 2007, 09:36

Autopiloten können auch irren. Passiert immer 'mal.
Bei einem Pinnenpilot ist der Regelweg durch die Stange begrenzt. Ein "Übersteuern" des Ruders ist somit ausgeschlossen.

Bei einer Radsteuerung kann das nicht funktionieren. Es besteht die Gefahr des weiteren Nachführens bis über den Anschlag hinaus. Da das Ruder dann nicht mehr weiterdrehen kann, steigt der Druck in der Pumpe. Bei mechanischen Systemen brennt jetzt der Motor durch. Wenn man davon nichts mitbekommt, hat man ein Problem. Ich nehme an, daß der Verkäufer dies gemeint hat.

Kein Problem ohne Lösung (nur eine Idee)
Hydr. Steuerungen brauchen einen festen Anschlag für den Maximalwinkel vor Erreichen des Zylinderanschlags (nicht vergessen bei Deiner Nachrüstung). Üblicherweise sind dies starke Holzklötze, die den Weg des Helmstocks in beide Richtungen begrenzen.
Hier sollte man ansetzen.
  1. Notabschaltung, eine Idee
  2. Kaufe 2 Mikroschalter
  3. Montiere eine dünne Blattfeder am Ende des Helmstocks
  4. Montiere die Mikroschalter so, daß sie kurz vor Erreichen des Ruderanschlags durch diese Feder ausgelöst werden
  5. führe die Stromversorgung des Autohelm Motors über ein selbsthaltendes Relais
  6. die Auslösung eines Mikroschalters unterbricht den Stromkreis des Autohelm Motors, hat denVorteil, daß der Kurs nicht neu eingegeben werden muß. Gleichzeitig kannst Du eine Dampfpfeife (die dann zusätzlich zum Helm piept) oder sonst irgendwas auslösen, um Dich zu wecken.
Du kannst natürlich auch das Steuergerät abschalten.
Norbert

Beitrag von Norbert » Mo 29. Jan 2007, 20:01

Hier jetzt der Schaltplan für die Abschaltung des Steuergerätes:

Bild

Soll nur der Motor abgeschaltet werden, ist statt des Autohelm Steuergerätes ein weiteres Lastrelais über seinen Schaltkreis anzuschließen. Der Motor wird an den Schließer angeschlossen.
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