Neptun 27 - Wasser im Kiel

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najawe
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Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von najawe » So 3. Mai 2020, 15:12

Hallo Zusammen,

weil ich im Forum neu bin, zuerst mal eine kurze Vorstellung: Mein Name ist Mirko, ich komme aus dem Erzgebirge und trotzdem hat mich Wasser und speziell das Thema (Mit-)Segeln schon eine ganze Weile verfolgt. Vor zwei Jahren habe ich dann Nägel mit Köpfen und damit selbst die notwendigen Scheine (SBF See + SKS) gemacht. Zum Jahreswechsel ist mir dann meine jetzige Neptun 27 Dinett, Baujahr 1978 über den Weg gelaufen, die für Ihr Alter meines Erachtens gut in Schuss ist. Seitdem lese ich auch fleissig dieses Forum und habe schon viele Antworten auf meine Fragen gefunden.
Jetzt aber mal zur eigentlichen Frage: Da es mir keine Ruhe gelassen hat, habe ich auf Verdacht mal die Bodenschale im Bereich der Kielbolzen angebohrt und mit einem Endoskop in den Innenraum geschaut. Darin standen ungefähr 10 cm Wasser. Daraufhin habe ich das Loch größer gemacht, das Wasser abgesaugt. Das sah dann so aus:
Bild

Daraufhin habe ich den Boden komplett geöffnet und den Schlamm und losen Dichtsoff entfernt. Jetzt sieht das Ganze wie folgt aus:

Richtung Bug:
Bild
die Mitte:
Bild
Richtung Heck:
Bild

Die erste Frage, wo kommt das Wasser her? Eine Geschmacksprobe haben wir gemacht mit dem Ergebnis Süßwasser bis allenfalls ganz leicht salzig. Das Boot lag die letzten beiden Jahre in Peenmünde und davor in Holland. Für meine Begriffe müsste es also wirklich salzig schmecken, wenn das Wasser von unten kommt. Weiterhin ist von außen keine Leckstelle zu sehen. Innen sieht das GFK bis auf den (scheinbar oberflächlichen) Riss im Heck des Kiels auch in Ordnung aus. Der jetzt geöffnete Kabinenboden sieht aber so aus, als wäre vor langer Zeit schon mal geöffnet gewesen und danach wieder zulaminiert worden.
Das Boot hat aber eine Besonderheit: Der Gußkiel sieht von der Form so aus, wie hier schon oft im Forum gesehen. Allerdings hat der seitlich eine Klappe, aus der für den Transport auf dem Trailer Bleiballast (Bleiblöcke à ca. 10-15 kg) entnehmen kann. Die Klappe ist nicht gedichtet und demnach steht das Innere des Kiels unter Wasser. Zur Zeit ist aber alles trocken.

Kiel Außenansicht:
Bild

Das Boot soll am 23. Mai ins Wasser. Deswegen hier meine Frage an die erfahrenen Neptun Besitzer. Würdet Ihr dem Kiel vorher abnehmen, die Sache eingehender untersuchen und anschließend neu eindichten. Oder einfach Annehmen, dass es doch das gesammelte Kondenswasser einiger Jahre war und das Ganze beobachten. Die jetzt frei liegenden Kielbolzen werde ich auf alle Fälle nicht wieder verschließen und damit kontrollierbar halten.

Schon mal vielen Dank für Eure Antworten!
Mirko
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von jan himp » So 3. Mai 2020, 16:44

Das Wasser ist sicher über die Jahre von oben gekommen.
So richtig Ahnung hat VIRUS.

Gruß,

Rolf
ehem. NEPTUN 20 Nr. 848

Wir halsen auch für Enten!
Virus

Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von Virus » So 3. Mai 2020, 19:31

Nee Rolf,

der Fachmann bin ich da auch nicht, obwohl ich bei der 25 auch mal Wasser Kiel hatte. Bei der 1. hat es sich von der Gummidichtung des Antriebs, (nu ist mir die Bezeichnung für dieses Dings dass wie ein Unterteil eines AB aussieht entfallen) in den Kiel geschlichen und bei der 2. war die Frischwasserpumpe gerissen und auch hier war der Weg des Wassers sehr schwer zu finden.

Bei der 27 wundert mich der Kiel etwas, ich kenne nur den Hohlkiel mit Innenballast und den Festkiel der deutlich kürzer ist. Auf den Bildern sieht es für mich so aus als sein ein Festkiel unter den Hohlkiel geschraubt worden. Aber wie geschrieben, der Fachmann bin ich nicht.

Gruß
Willy
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von harry01 » So 3. Mai 2020, 20:38

Hallo Mirko

Ich habe auch eine 27 er Dinette.
Auf den Bildern sieht deine Kiel-Rumpfverbindung eigentlich gut aus.
Bei mir ist aber keine Klappe im Kiel, der ist voll aus Gusseisen.
Wenn Du denkst es könnte Süßwasser sein dann würde ich vermuten,
das es von oben eindringt und zwischen Rumpf und Innenschale seinen Weg zum Kiel findet.
Ich für meinen teil würde das erst mal eine Saison lang beobachten.
Ordentlich saubermachen und dann siehst Du wo es herkommt, falls überhaupt etwas nachkommt.
Wo in Peenemünde hat das Schiff gelegen?
Mir ist es in den letzten beiden Jahren bei meinem Besuch dort nicht aufgefallen.
im Segelvereinshafen oder auf der linken Seite vom Industriehafen.
Dort standen ja Schiffe auch in Grundstücken auf Land .
Wo im ERZ wohnst Du. Ich bin in Zeulenroda zu Hause und hatte Verbindungen nach Schwarzenberg Ergeb.
LG. Harald
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von najawe » Mo 4. Mai 2020, 08:16

Moin Zusammen,

also erstmal vielen Dank für Eure schellen Antworten. Das beruhigt mich ein wenig.

@Willy: Der zweigeteilte Kiel (oben GFK / unten Guss) war bei der Neptun 27 wohl bis 1979 Standard. Erst danach wurden der GFK Hohlkiel und das Klappschwert eingeführt. Zumindest wenn die Angaben auf der Seite Sailing-a-Neptun glauben darf. Nur die Version mit der Klappe im Gusskiel für das Blei ist mir bisher im Netz nur einmal begegnet.

@Harald: Die Voreigner hatten das Boot die letzten beiden Jahre im Peenemünder Nordhafen liegen. Der ist nicht ganz so bekannt, weil ein bisschen ab vom Schuss. Ich selbst wohne zwischen Chemnitz und Zschopau und hier steht im Moment auch noch das Boot. Der Plan ist, es am 23.05. in Ueckermünde zu kranen. Mal sehen, ob ich zu diesem Termin auch anreisen darf. Wo liegt Dein Boot?

Viele Grüße, Mirko
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von harry01 » Mo 4. Mai 2020, 08:49

Moin Mirko
Peenemünder Nordhafen , ist das der Hafen der rechts am Ausgang der Peene zum Bodden
der etwas versteckt hinter eine schmalen Einfahrt liegt.
Links kommt dann nur noch Freest richtig?
Mein Schiff liegt über den Winter bei mir zu Hause in Zeulenroda.
Im Sommer fahre ich ab mitte Juni so ca 6-8 Wochen auf der Ostsee rum.
Ohne festen Hafen mal hier und dort angelegt.
Dann geht es über die Oder runter richtung Müritz und mein Liegeplatz bis Herbst ist bei Mirow.
Danach kommt es wieder nach Hause.
LG Harald
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von Virus » Mo 4. Mai 2020, 11:27

Danke Mirko,

wieder etwas dazu gelernt!

Gruß
Willy
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von najawe » Mi 6. Mai 2020, 21:25

Ja, man lernt nie aus - geht mir auch gerade so. Ich habe mir jetzt den Gusskiel nochmal genauer angesehen und dabei festgestellt, dass der Deckel im Kiel für das Blei nachträglich eingebaut worden ist. Man sieht bei ganz genauem Hinsehen die Spuren der Bearbeitung. Auch die Frage nach dem "Warum" konnte ich mir mittlerweile beantworten. Einer meiner Vorbesitzer wollte das Boot offensichtlich tunen und hat einen 9,6 m Mast draufgesetzt. Das ist ein Meter mehr als laut Datenblatt im Original und da braucht es dann unten natürlich etwas mehr Gewicht. Mal sehen, was es noch so an Überraschungen gibt.
Ich habe jetzt jedenfalls entschieden, dass der Deckel nach dem Einlegen der Bleiblöcke mit Sikaflex abgedichtet wird, damit der Gusskiel innen trocken bleibt. Das bisherige Feuchtbiotop hat schon deutliche Spuren hinterlassen. Und dann sollte auch nichts nach oben steigen, falls es doch Undichtigkeiten an den Kielbolzen gibt.

@Harald: Ja, Du hast genau den Nordhafen beschrieben.
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von Jochen » Mi 6. Mai 2020, 21:33

Ich weiß nicht was Ihr alle habt.
Wasserballast nennt das der Fachmann,
Voll modern.
Ist Dehler erst viel später mit angefangen.
Grüße aus Bocholt von der Hoppetosse. Neptun 22 M KS Baujahr 1972 SNr.1652 6PS Honda Liegeplatz: Jachthaven Lutz Balk NL Fryeslan Verein: BOH YC Wir segeln Bundesliga.
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von harry01 » Mi 6. Mai 2020, 23:28

Hi Mirko

Ab 1986 gab es einen Mast in der Größenordnung.

Mastlänge „Neptun Rigg“ für Kielschiffe mit 0,85 Tiefgang 9,50 m

Vielleicht hat er den genommen.
Schau mal hier nach.
https://neptun-yachten.de/neptun27.php
der letzte unten.
Ps. hätte ich doch mal in den Hafen fahren sollen.
Nu isses zu spät.
Aber vielleicht trifft mann sich mal irgendwo.
Lg Harald
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von najawe » Do 7. Mai 2020, 10:05

Jaja, und mit schwerem Wasser aus den ganz alten Kernkraftwerken funktioniert der Wasserballast noch besser :Daumen: . Vielleicht ist das dann auch nicht so korrosiv wie schnödes Seewasser.

@ Harald: Ich glaube nicht, dass das ein Mast von Neptun ist. Weder Querschnitt noch Baum passen zu den Bildern, die man im Netz so sieht. Wie gesagt, das Boot wird ab Tag X in Ueckermünde liegen. Das liegt ja auf dem Weg zur Odermündung.
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von SY Tertia » Do 7. Mai 2020, 13:53

Hallo Mirko,

In meinem N27 Kiel sah es genauso aus, als ich den Boden aufgeschnitten hatte und den Schaum entfernt.
Wenn du das Boot mit lockeren Kielbolzen anhebst und der Kiel ist sofort locker, dann ist die Kiel/Rumpfverbindeung nicht mehr ordentlich gewesen! Ein ordentlich mit Sikaflex oder ähnlichen verklebt und abgedichtete Kiel löst sich nicht sofort beim Anheben. Habe ich selber ausprobiert mit 80 kg Bleibombe!
Ich habe den Kiel etwas abgesenkt, außen abgeschliffen (viel Rost und Gammel, hat man von außen nicht gesehen)und neuer Farbaufbau.
Innen Kielbolzen und verrostete Bleche raus, gereinigt angeschliffen und ordentlich trocknen lassen dann mit Epoxidhrz und eine dünnen Schicht Gelege aufgebracht.
Alles wieder mit neuen größeren Edelstahlblechen als Unterlage der Kielbolzen mit Sikaflex und nach Beschreibung von Sikaflex zusammengebaut.
Kajüttboden mit einen Aludeckel versehen.

Grüße aus Thüringen
Andreas
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„Die Wegwerfgesellschaft in der wir leben, lässt zu erst das Interesse am Basteln und selber reparieren versiegen und in Folge die Fähigkeiten dazu verkümmern!“

( Andreas Heger )
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von najawe » Do 7. Mai 2020, 14:52

Hallo Andreas,
vielen Dank für die erhellenden Bilder. Locker scheint der Kiel nicht zu sein und die Verklebung scheint zuimdest optisch noch in Ordnung. Ich werde das die Saison über mal beobachten. Aber so wie ich mich kenne, werde ich die von Dir beschriebene Operation in der nächsten Winterpause ausführen. Auch und besonders um den Gusskiel innen zu entkeimen - der sieht nicht gut aus.
Viele Grüße nach Thüringen, Mirko
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Re: Neptun 27 - Wasser im Kiel

Beitrag von najawe » Mi 3. Jun 2020, 18:41

Moin Zusammen,
ein kurzes Update wollte ich Euch nicht vorenthalten: Das Boot ist jetzt seit einer anderthalben Woche im Wasser und im Kielstummel es ist noch immer alles trocken. Es scheint also wirklich Kondenswasser oder anderes Wasser von eben gewesen zu sein.
Viele Grüße, Mirko
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