Rumpfschaden nahe Ruderblattwelle (Balanceruder)

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Taifun
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Rumpfschaden nahe Ruderblattwelle (Balanceruder)

Beitrag von Taifun » Mo 22. Apr 2019, 11:28

Hallo an alle,
ich versuche mich gerade als Neuling an einer Neptun 22 Dinette, die ich von einem Bekannten für kleines Geld übernommen habe. Leider lag Sie für längere Zeit im Wasser (vier Jahre) - sah aber zunächst einmal von oben betrachtet ganz passabel aus. Das Abtragen älterer Antifoulinganstriche gestaltete sich mühsam, da wohl immer wieder drübergepappt wurde, den Heckbereich hatte ich bisher bisher noch nicht so intensiv bearbeitet, da ich dort eine Wanne aus Planen zum Aufangen der Stäube mit befestigt hatte.

Umso größer jetzt der Schock:

Dort, wo die Ruderblattwelle austritt, befindet sich ein Loch, siehe Bild. :cry:

Bild

Grösseres Bild:
[hsimg]ext/dmzx/imageupload/files/6f996c32c292 ... 7f08f6.jpg[/hsimg]

Offensichtlich wurde hier auch schon mal mit einer silikonartigen Masse rumgepfuscht.

Jetzt meine Fragen:
Dahinter befindet sich ja offensichtlich ein Hohlraum, weiss jemand, wie weit der reicht?
Läuft das eintretende Wasser in die gesammte Schale?
Ist das jetzt ein K.O.-Kriterium, oder lässt sich das irgendwie sinnvoll reparieren?

Bin für jede Antwort dankbar,
gerne auch kurzfristige Lösungen und langfistige Maßnahmen,
Taifun
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Tenovice
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Re: Rumpfschaden nahe Ruderblattwelle (Balanceruder)

Beitrag von Tenovice » Mo 22. Apr 2019, 12:48

Also...
Wenn ich mich recht entsinne ist bei der Neptun die Ruderwelle in einem Edelstahlrohr laufend.
So wie ich das sehe, ist der Schaden genau beim Austritt der Welle und dort ist dir das Wellenrohr aus dem Laminat gerissen. Soviel zur Bennenung des Schadens.
Wasser kann da natürlich eindringen, kommt allerdings nicht weit, da der Bereich um die Ruderwelle an SB und BB abgetrennt ist... Achtern ist das Schiff zuende und Richtung Bug kommt der Motorschacht.

Du solltest von unten betrachtet sehen können, dass das Rohr in welchem die Ruderwelle läuft, durch (vermutlich) mechanische Überlastung aus dem Laminat gerissen wurde (Grundberührung?). Schau mal ob das Ruderblatt an der Unterkante was abbekommen hat.

Dann wirst du das Ruder ausbauen müssen und ggf. die Ruderlager erneuern.
Das obere Ruderlager ist unmittelbar unter dem Pinnenbeschlag angebracht (sieht im eingebauten Zustand wie eine weiße Unterlegscheibe aus) und das untere Ruderlager ist auf der Welle aufgesteckt. Du musst also zuerst den Kopf oben von der Ruderanlage demontieren und die Ruderwelle von oben nach unten austreiben (Silikonspray oder WD40 helfen hier weiter).

- Langfristige Lösung -
Die Ideallösung wäre meiner Meinung nach nach Ausbau des Ruders bzw. Ruderwelle - die Schadstelle flächig und schäftend zu schleifen - umlaufend etwa 10-20cm und am meisten Material rund um dein Loch abtragend. Dann von innen nach außen in mindestens 5-6 Lagen neu laminieren. Letzte Lage ist Abreißgewebe um die Schleifarbeiten zu minimieren. Kostet ohne neue Lager 50-60 EUR und 2 Tage Arbeit.

- Kurzfristige Lösung -
Alternativ aber nicht ideal: Das Loch grob mit dem Dremel ausschleifen und dann Epoxy mit Microballs angedickt rauf- und reinschmieren. Wenn das ausgehärtet ist, einfach schleifen und gut ist... Hält als Provisorium vermutlich ewig, allerdings ist es wohl nicht die fachmännischste Art... ;)
Kostet 10Eur und 2h Arbeit.

Wie gesagt, das nur aus dem Kopf - habe keine 22er mehr...

MfG
Christof
Hauptsache gesund und die Frau hat Arbeit...
Neptun 26 KS "Eisbär"
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Re: Rumpfschaden nahe Ruderblattwelle (Balanceruder)

Beitrag von Scorpionhits » Mo 22. Apr 2019, 12:49

Hallo!

Ich würde grundsätzlich erstmal sagen, das kann man reparieren! GFK Schäden kann man eigentlich immer reparieren. Die Frage ist höchstens nach der Wirtschaftlichkeit. Ich hatte eine Miglisch, sprich das ältere Model. Du solltest eine Backdecker haben mit Balance Ruder. Bei dem alten Modell ist das Ruder am Spiegel angehängt.

Bau das komplette Ruder aus! Schau Dir dann in Ruhe alles an. Vorher kann man sicherlich nicht viel sagen. Notfalls verschliess die komplette Loch mit GFK Matten und Harz. Dann baust Du Dir das von der alten Variante an. Wäre aber mit Sicherheit die aller letzte Lösung!

Du siehst, retten kann man das auf jedenfall. Halb so wild! Kopf hoch und immer Wasser unter dem Kiel! Alles wird schick ....
Virus

Re: Rumpfschaden nahe Ruderblattwelle (Balanceruder)

Beitrag von Virus » Mo 22. Apr 2019, 12:55

Moin,

sehe ich auch nicht als dramatisch an. Welle raus, Bruchstelle reinigen* und etwas ausschleifen, Faserspachtel rein, durchtrocknen lassen und von außen, wie schon oben beschrieben, Matten drüber. (*Dat Silikonzeuchs muss komplett wech, sonst hält da nix so richtich!)
Wenn man innen ran kommt, auch von innen etwas drüber legen.

Willy
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Re: Rumpfschaden nahe Ruderblattwelle (Balanceruder)

Beitrag von Taifun » Mo 22. Apr 2019, 13:45

Vielen Dank für das zahlreiche, kompetente und unfassbar schnelle Feedback!

@Tenovice: Danke, gut zu Wissen, dass der Bereich um die Ruderwelle an SB, BB, Achtern und Motorschiff abgetrennt ist.
Da ich für dieses Jahr wohl nicht mehr ganz durchkommen kann, aber im Winter den kompletten Rumpf nochmal in Angriff nehmen werde, entscheide ich mich wohl erstmal für das saubere Ausschleifen und Verspachteln.

Das mit der richtigen sprachlichen Zuordnung muss ich erst noch lernen, bin sowohl im Forum als auch als Bootseigner absoluter Newbie!

Meine Laune hat sich jedenfalls soeben schlagartig gebessert!
Schöne Ostern noch,
Taifun
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Re: Rumpfschaden nahe Ruderblattwelle (Balanceruder)

Beitrag von hartmut » Mi 24. Apr 2019, 20:29

Hallo Taifun, der Schaden sieht größer aus als er ist.
Ich habe gerade mein Ruder ausgebaut und das untere Lager gewechselt.
Nur muß ich sagen, dass bei mir keine Abtrennung vorhanden ist. Ich kann von den Backskisten an die Ruderanlage „ krichen“
Innen ist ein ca. 50 cm Rohr einlaminiert in der die Ruderwelle läuft. Zum Ausbau des Ruders musst du auch innen über dem Rohr eine Sicherungsscheibe lösen!! Wenn du das Ruder raus hast, kannst du von oben das untere Lager rausschlagen.
Wenn du Bilder benötigst, bitte PN mit eMail, dann kann ich dir welche schicken. Das Boot steht bei mir noch bis zum Wochenende zu Hause.
Hartmut aus Brandenburg
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Re: Rumpfschaden nahe Ruderblattwelle (Balanceruder)

Beitrag von Taifun » Mi 24. Apr 2019, 21:23

hartmut hat geschrieben: Mi 24. Apr 2019, 20:29 Ich habe gerade mein Ruder ausgebaut und das untere Lager gewechselt.
Nur muß ich sagen, dass bei mir keine Abtrennung vorhanden ist. Ich kann von den Backskisten an die Ruderanlage „ krichen“
Guter Tipp, von dort aus habe ich tatsächlich noch nicht nachgesehen. Ob die Teile rauskommen, wird sich zeigen. Nach dem Entfernen der Silkonmasse zeigt sich zunächst, das dort mal Epoxydharz injiziert wurde ... jedenfalls stand in meinen Backskisten im Herbst kein Wasser, obwohl der Schaden deutlich älter sein muss. Vorher lag die Neptun mind. zwei Jahre im Wasser ...

Gruß und Dank,
Taifun
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